Klassische Homöopathie als regulatives Element in einer ganzheitlichen Behandlung
Geschichtliches
Diese Form der Homöopathie wurde vom Deutschen Arzt Samuel Hahnemann Ende des 18. Jahrhunderts erforscht. Mit dieser neuen Art der Medizin revolutionierte Hahnemann die Behandlungsmethoden der Medizin im ausklingenden 18. Jahrhundert. Damals brachte man z.B. reines Quecksilber auf die Haut auf, um Patienten von Krankheiten zu heilen. Heute wäre solch ein Therapieversuch undenkbar und würde mit Sicherheit Schadensersatzforderungen des Patienten nach sich ziehen. Unzufrieden mit den Heilmethoden seiner Zeit entwickelte Hahnemann seine Therapieansatz und sah sich schnell starken Anfeindungen ausgesetzt.
Man versuchte sogar, Hahnemanns Lehre des Homöopathischen Heilprinzips als Scharlatanerie hinzustellen und beauftrage den Arzt Constantin Hering, das Therapiekonzept der Homöopathie beweisbar zu widerlegen. Constantin Hering gab sein Bestes. Er befasste sich intensivst (im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, die meinten, mittels ihrer medizinischen Autorität die Homöopathie als Irrlehre abtun zu können) mit den Wirkprinzipien der Homöopathie. Er stellte eigene Versuche an und erkannte für sich die Richtigkeit der Thesen Hahnemanns. Daraufhin entsagte Hering der bisher von ihm ausgeübten Medizin und wurde einer der größten Homöopathen überhaupt.

Samuel Hahnemann *1755 † 1843
Als Kind wurde Hahnemann stundenlang in ein dunkles Zimmer gesperrt, um “denken zu lernen” — so wollte es sein Vater. Heutzutage ist dies undenkbar. Die eigenartige Erziehungsmethode des Vaters hat aber offensichtlich Früchte getragen. Seine Überlegungen hat Hahnemann in dem Werk ‘Organon der Heilkunst’ niedergeschrieben.
Ein derartiges Verhalten wünschte man sich von Kritikern der Homöopathie heutzutage ebenfalls. Was ist dran, an der Behauptung, die Klassische Homöopathie sei eine reine Placebomedizin? Nicht immer reicht das im Studium vermittelte medizinische Wissen aus, um einen Sachverhalt oder ein (Natur-)Heilverfahren kompetent beurteilen zu können. Therapeuten jeglicher Couleur sollten ihre Kommentare zu Ihnen unbekannten Heilmethoden genauestens überdenken, denn in letzter Konsequenz kann ihre Äußerung dazu führen, dass Kranke von einer Heilmethode, die ihnen vielleicht hätte helfen können, Abstand nehmen.
Bei konservativen Medikamenten ist die medizinische Wirkung von einer ausreichenden Konzentration des Wirkstoffs im Blut und dem Ort der Wirkung abhängig. In der Homöopathie wird — wie es Hahnemann immer wieder in seinem Organon postuliert — ein immaterieller Reiz eingesetzt. Mit diesem Postulat befand er sich in krassen Widerspruch zu den Ansichten seiner Kollegenschaft, was ihm viele “Feinde” einbrachte. Doch es war nicht nur die neue Lehre, weswegen er von seinen Kollegen abgelehnt wurde. Auch die vielen Vorwürfe, die er seinen Kollegen machte, trugen dazu bei…
Die Medizin
In der Klassischen Homöopathie kommen Hochpotenzen, d.h. C‑Potenzen oder Q‑Potenzen (= LM-Potenzen) zum Einsatz. Die Ausgangssubstanzen für die Medizinen werden nach genauen Regeln immer wieder verdünnt und verschüttelt (= dynamisiert und potenziert). In der Klassischen Homöopathie enthält die gegebene Dosis im Normalfall kein Atom der Ausgangssubstanz mehr (ab einer D23, C12), die Medizin ist also absolut frei von einer definierten Wirksubstanz im pharmakologischen Sinne.
Wir sind so geprägt, dass wir die Wirkung einer Arznei von der Dosis ihres Wirkstoffes abhängig machen. Aber da in diesen homöopathischen Medikamenten ab eine bestimmten Potenzierungsgrad kein Wirkstoff mehr enthalten ist, muss die Homöopathie auf anderem Wege wirken. Die homöopathischen Mittel wirken also nicht auf chemischen Wege, sie können nur auf anderem Weg wirken. Diesen wichtigen Unterschied muss man verstehen. Eine homöopathische Medizin ist daher auch vom Wirkmechanismus und der Wirksamkeit her nicht einem Medikament auf Rezept gleichzusetzen.
Wirkweise Nicht gesichert geklärt

Homöopathische Medizin
In der Klassischen Homöopathie kommen sehr gerne die Globulis zum Einsatz. Diese Kügelchen bestehen aus Milchzucker und schmecken leicht süßlich. Damit sind sie die “ideale” Medizin für Säuglinge und Kleinkinder.
Auf welche Weise genau Hochpotenzen wirken, wurde bis heute noch nicht schlüssig geklärt. Deswegen halten die Kritiker der Homöopathie diese Form der Medizin für Scharlatanerie, weil sie einen anders gearteten Wirkmechanismus nicht akzeptieren wollen und die Wirkung eines Medikamentes nur von der Anwesenheit der Materie in der Medizin abhängig machen. “Es kann doch nicht sein, dass etwas um so besser wirkt, je weniger drin ist!”, argumentieren Wissenschaftler. Doch wer nur nach der Materie sucht, kann auch nur die Materie finden und verstehen.
Doch was passiert nach der Einnahme des homöopathischen Medikamentes? Da die Wirkweise nicht endgültig geklärt ist, kann an dieser Stelle nur die allgemeine Ansicht zu den Wirkprinzipien der Homöopathie widergegeben werden: Der energetische Impuls des homöopathischen Medikamentes soll im Organismus eine “Resonanz” erzeugen. Dieser Impuls soll der Charakteristik der zu heilenden Krankheit sehr ähnlich, aber derart stark sein, dass er die Selbstheilungskräfte des Kranken aus ihrer “Erstarrung” löst und so den Körper stimuliert, sich selbst wieder in Harmonie bringen zu wollen. Diese ordnende Kraft bezeichnete Hahnemann als Selbstheilungskraft. Sie ist in jeder Sekunde unseres Lebens aktiv und versucht praktisch sekündlich, uns immer wieder ins Gleichgewicht zu bringen oder dieses zu erhalten. Die Lebenskraft (oder auch verschiedene Autoregulationsmechanismen) ist es, die bewirkt, z.B. dass ein Schnupfen von selbst wieder verschwindet. Bei (chronischen) Beschwerden kann die Selbstheilungskraft, wie Hahnemann ausführt) die innere Ordnung von selbst nicht wieder herstellen, deswegen zeigt der Kranke Symptome. In diesem Falle soll die (regelmäßige) Einnahme eines homöopathischen Medikamentes versuchen, die Wiederherstellung des körperlichen Gleichgewichtes wieder anstoßen. Für diese Theorie gibt es allerdings keine wissenschaftliche Beweise. Siehe hierzu auch Hahnemanns Ausführungen in § 72 des Organon. Einen ausführlichen Kommentar zum Organon der Heilkunst hat der kvc-verlag ins Netz gestellt.
Wichtige Theoretische Prinzipien
In der Klassischen Homöopathie verordnet der Therapeut meist nur EIN EINZIGES Mittel, welches die Gesamtheit der Symptome möglichst gut abzudecken vermag. Die Medizin der Homöopathie muss ganz individuell gewählt werden, und für die Auswahl des geeigneten Mittels ist für den Homöopathen vor allem die psychische Verfassung des Patienten wichtig.

Atropa Belladonna
Die Tollkirsche, eine Pflanze als Ausgangspunkt für ein homöopathisches Medikament. In der Übersetzung bedeutet Belladonna “die schöne Frau”. Ein häufiges Mittel z.B. bei Fieber und Kopfschmerzen. Das Gift der Tollkirsche weitet u.a. die Pupillen und gibt Frauen ein sinnlicheres Aussehen.
Weiter gibt es noch homöopathische Medizinen u.a. aus dem Tierreich, aus der Welt der Mineralien und aus Krankheitsprozessen (= Nosoden).
In der Homöopathie ist neben der Charakteristik der Beschwerde (wann gekommen?, welcher Art?, wodurch wurde ausgelöst?, wodurch wird es besser?, wodurch wird es schlimmer?,) vor allem die Stimmung und Laune (gereizt, cholerisch oder weinerlich, etc.) wichtig und gibt neben einer eventuellen Schmerzcharakteristik (ziehend, stechend, drückend…) den letzten Ausschlag für das zu gebende Medikament.
Wichtig ist bei einer chronischen Behandlung eine ausreichende Erhebung der Geschichte des Krankheitsverlaufs mit familiärer Vorbelastung, denn nach Ansicht der Homöopathen gibt es vererbbare Krankheitsdispositionen (= Miasmen), die der Homöopath erkennen und behandeln muss, denn nur über eine Heilung derselben kann eine konstitutionelle homöopathische Behandlung auf Dauer Erfolg haben — so die Lehre Hahnemanns. Nährere Ausführungen Hanemanns zum Wesen und Therapie der chronischen Miasmen siehe die §§ 78, 204, 282, 284 in der epub-Version des Organon der LMU-München.
Die Heringsche Regel
Im Therapieverlauf können “Erinnerungen” an frühere Krankheiten erscheinen. Nach dem Heilgesetz von Constatin Hering sollen diese Erinnerungen in umgekehrter Reihenfolge ihres Auftretens erscheinen, dauern wesentlich kürzer und sind auch weniger heftig als bei ihrem ersten Auftreten.
Krankheit — Diagnose
Sehr häufig wird heute Krankheit mit Diagnose gleichgesetzt. Die Diagnose ist die Beschreibung der Krankheitssymptome aber nicht die Krankheit selbst. Wir kennen auch nicht verschiedene Gesundheiten, sondern nur eine Gesundheit, die innere Balance und Harmonie des Organismus in seinen Funktionen bedeutet. Und genau so ist es mit dem Begriff Krankheit. Es gibt nur eine Krankheit, und sie besitzt verschiedene Ausprägungen und Diagnosen. Mit der Klassischen Homöopathie könnte der gut ausgebildete Homöopath ein Instrument besitzen, welches in der Lage sein soll, eine innere Störung zurück bis zu ihren Wurzeln aufzuarbeiten, wenn das individuell gewählte Mittel auf den Patienten zutrifft und die Konstitution des Betroffenen dazu in der Lage ist, wie es die Therorie der Homöopathie postuliert. Kann das wirklich so sein? Ist es das, was ein ganzheitliches Krankheitsverständnis ausmacht: Dass es nur eine innere Störung mit verschiedenen Ausprägungsstufen gibt?
Allopathie / Homöopathie — gleiche Wirkung?
Die Klassische Homöopathie wird seit über 200 Jahren angefeindet und bekämpft. Besonders in 2017 wurden Bestrebungen aktiv, die Unwissenschaftlichkeit und Wirkungslosigkeit der Homöopathie in die Öffentlichkeit zu tragen. Soll damit erreicht werden, dass die Gesetzlichen Krankenkassen von ihrem Erstattungsprinzip für homöopathische Medikamente abrücken und so sinnlose Geldausgaben vermieden werden? Soll ein komplettes Verbot homöopathischer Medikamente erreicht werden? Fakt ist, dass die Intensität dieser Bemühungen zugenommen haben.
Viele Ärzte und Heilpraktiker praktizieren naturheilkundliche Verfahren — und darunter Klassische Homöopathie, wenn auch teilweise in Kombination mit anderen Heilverfahren. Sind diese Klassische Homöopathie praktizierenden Therapeuten intellektuell geblendet / “verbildet”? Warum therapiert dieser Personenkreis über viele Jahre hinweg mit einem Heilverfahren, dem von den Kritikern keine Wirkung zugesprochen wird? Sind dies alles Scharlatane? Was ist mit den vielen Medizinern, welche sich erst nach ihrer Ausbildung der KH zugewandt haben und diese teilweise als alleiniges Heilverfahren ausüben?
In jüngerer Vergangenheit wurden Betreiber von Internetseiten kostenpflichtig abgemahnt, weil sie der Klassischen Homöopathie bestimmte Heilaussagen zugeschrieben haben. Ich verzichte an dieser Stelle bewusst auf einen Vergleich der Wirkung von Klassischer Homöopathie mit allopathischen Medikamenten. Zu diesem kniffligen Thema Heilaussagen bezüglich Klassischer Homöopathie im Vergleich zur Allopathie siehe auch: Aktuelle Abmahnungen (Bachblüten, Osteopathie, Homöopathie), von Rechstanwalt Dr. Sasse. Wie oben schon erwähnt, können Allopathie und Klassische Homöopathie bezüglich ihrer Wirkung nicht gleich eingestuft werden.
Informieren, Informieren…
Um sich ein Bild zum Naturheilverfahren Klassische Homöopathie machen zu können, brauchen sie Informationen, Informationen und nochmals Informationen. In den folgenden Zeilen finden sie Hinweise auf einige Quellen, die ihnen dabei helfen könnten, Informationslücken zu schließen:
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- Viele Informationen zum Themenkreis Klassische Homöopathie erhalten sie auf der Seite des Zentralvereins Homöopathischer Ärzte.
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- Zum Thema Heilaussagen und Heilversprechen bezüglich Klassischer Homöopathie siehe auch: Aktuelle Abmahnungen (Bachblüten, Osteopathie, Homöopathie), von Rechstanwalt Dr. Sasse.
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- Wer Lust hat, kann sich etwas in das Organon, einlesen und sich über die Grundlagen der Theorie der Klassischen Homöopathie informieren. Die LMU München bietet die textkritische Version der 6. Auflage des Organon als epub-Version an. Freuen sie sich auf die altdeutsche Sprache mit ineinender verschachtelten Nebensätzen. Das Studium des Organon ist für jeden Klassischen Homöopathen eine besondere Herausforderung gewesen.
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- Eine kurze Synopse (24 Seiten und in “verständlichem Deutsch”) zum Organon, in der die wichtigsten Aussagen vieler Paragraphen kurzgefasst erläutert werden, finden sie im Kommentar zum Organon der Heilkunst von Matthias Wischer, den der kvc-verlag freundlicherweise für jedermann zugänglich ins Netz gestellt hat. Es kann sich lohnen, sich mit mit der Thematik Homöopathie in Kurzform zu befassen, kann sie doch völlig neue Einblicke vermitteln.
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- Vielleicht haben sie auch Lust, an Informationsabenden zur Klassichen Homöopathie (VHS, etc) teilzunehmen?
- Vielleicht lohnt es sich, einmal im Freudes- oder Bekanntenkreis nachzufragen, wer Erfahrungen mit Homöopathie gemacht hat?
- u.a.m.
Sapere aude (lateinisch: Habe Mut, Dich Deines Verstandes zu bedienen) forderte Hahnemann immer wieder.
(Horaz)
Inwieweit ich Fragen zu Krankheiten, deren Ursachen, Therapieansätze, therapeutischen oder diagnostischen Fragestellungen oder zu mir bekannten Therapeuten in anderen Regionen Deutschlands beantworte, lesen Sie bitte unter ANFRAGEN nach.
Ich bedanke mich für Ihr Verständnis!
HIER können Sie den Erstanamnesebogen downloaden oder ausdrucken.